Erschienen in
Kennen Sie Franz Weinpolter aus Wien oder Dr. Peter Mitmasser aus Wiener Neudorf?
Wenn nicht, dann lesen Sie wohl keine Leserbriefe. Denn die beiden Herren sind ambitionierte, regelmäßige Leserbriefschreiber, wobei diese bei ihrer Frequenz nahezu als regelmäßige, freie Mitarbeiter zu bezeichnen wären. Mitmasser ist seit mehr als einem Jahrzehnt vornehmlich in Magazinen wie trend und Profil zu finden, Herr Weinpolter nur in der Kronenzeitung. Dafür nicht zu knapp: Wie im September auf standard.online zu lesen war, darf Franz Weinpolter laut einer ÖVP-Statistik seine Meinung alle 2,2 Tage auf einer der drei- bis vier Seiten umfassenden Krone-Rubrik „Das freie Wort“ äußern, das elektronische Zeitungsarchiv der APA findet den Herrn seit 2005 immerhin 608 mal. Weniger oft kommen Schriftstellerkollegen wie Franz Köfel (alle 3,2 Tage im Blatt) oder Stephan Pestitschek ( alle 3,8 Tage im Blatt) vor. Der Inhalt der Briefe weicht seltsamer Weise nicht von der bekannten Meinung des Herausgebers oder der gerade gefahrenen Kampagne des Blattes ab, was verständlich ist, behält sich doch der Herausgeber vor, diese auszuwählen.
Über die Existenz der verschiedenen Briefschreiber gibt es unterschiedliche Meinungen, allerdings soll bereits einmal ein Bildnis von Kollegen Weinpolter mit Laptop erschienen sein. Vermutlich tippt er darauf seine Briefe. Denn auch hier hat die moderne Technik Einzug gefunden – was meiner Meinung nach die Identifikation erschwert: In der Vor-Emaillosen Zeit wusste man bei einem auf grauen Papier, Schreibmaschinenschrift in Großbuchstaben und mit zahllosen schriftlichen Ergänzungen versehenen Brief sofort – Psychose. Die Klage über die Belästigung durch Außerirdische in der Nachbarwohnung war dann nur mehr die Bestätigung.
Heute trudelt die überwiegende Zahl der Leserzuschriften elektronisch ein, an der äußeren Form der schriftlichen Arbeiten ist meist nichts zu erkennen. Dass bei einer Fachzeitschrift wie a3BAU der Leserbriefeinlauf natürlich etwas magerer ist, wie bei einer Tageszeitung, ist logisch, dessen ungeachtet macht uns Lob natürlich mehr Freude als Tadel.
Also: Franz Weinpolter, bitte melde Dich!