Donnerstag, 26. November 2009

Ein gutes Angebot


Erschienen  in


Unlängst bekam ich ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte: UPC Telekabel offerierte mir für ein paar Euro mehr das" Top Fit Fiber Power Premium-Paket" und nun habe ich statt 30 Kanälen 94 Sender, dazu vier in HD-Qualität. Daneben gibt es noch die Media Box mit Festplattenrecorder, mit der ich mir auch Filme zum Schnäppchenpreis ansehen kann, doppelt so schnelles Internet und ein Festnetztelefon per Kabel. (Das ich vor drei Monaten zum Missfallen der Telekom abgemeldet habe.)
Aber ich kann eben dem Ruf der Technik nicht widerstehen. Und was daran so fasziniert, ist der Weg in die Miniaturisierung mit zugleich steigendem Speichervermögen. Beruflich aufgewachsen in der Steinzeit der EDV, wo eine Palatschinken-große Diskette mit 256 k das Nonplusultra war; wo eine Software zweieinhalb Stunden rechnete, um 500 Daten zu sortieren; wo ein Mobiltelefon die Größe eines Fünf-Liter-Benzinkanisters einnahm; wo eine PolaroidKamera zum Erstaunen mancher ein fertiges Bild auswarf; wo am kühlschrankgroßen Fernsehgerät das Versuchsprogramm lief - nur nicht am Dienstag, bin ich heute fasziniert von den Geräten, die immer kleiner werden und immer mehr können. Das Ende dieser Schrumpfung ist dann gegeben, wenn die Fingerkuppen für die Bedienungsknöpfe zu groß werden. Oder der User mit seinen acht Dioptrien auf dem acht Quadratzentimeter großen Display nichts mehr erkennen kann.
Ich persönlich kann allerdings nicht verstehen, was uns die Produzenten mancher schöner Apparate sagen wollen. So kann man beispielsweise auf den iPod Classic mit 160 Gigabyte 40.000 Songs speichern. Ich weiß ja nicht, wie viele Hits sich die heutigen Jugendlichen mit Titel merken können, für mich wäre es relativ schwer, eine Musiknummer zu finden. Ähnliches geschieht ja auch auf dem Sektor der Filmerei und der Fotografie.
So passen etwa auf die Speicherkarte mit der lyrischen Bezeichnung "Kingston - KSSDHC4/BGB SD HC B GB CLASS 4" bei einer Kapazität von acht Gigabyte etwa 3400 Fotos mit fünf Megapixel drauf. Es soll ja Touristen geben, die nach einer Woche Italien mit so vielen Fotos zurückkommen. Die Freunde des Fotonarren, die sich dann die Jahresausbeute 17.000 Fotos - ansehen dürfen, tun mir jedenfalls jetzt schon leid. Wobei sie noch Glück gehabt haben, denn auf das Speichermedium mit 160 Gigabyte gehen rund 120.000 Fotos drauf.
Ich habe es jedenfalls bisher geschafft, bis zum Kanal 51 zu zappen, wo stundenlang spindeldürre Damen und Herren über den Laufsteg trippeln.
Sehr informativ.




Donnerstag, 24. September 2009

Sanieren & Profitieren

Erschienen im September 2009 in


"Sanieren und Renovieren" ist seit Jahrzehnten ein Thema für Politiker, Wirtschaft, Medien und selbstverständlich für die Bevölkerung, denn der Frage kann niemand ausweichen, der in einem betagten Gebäude wohnt, egal ob Einfamilienhaus oder Zinskaserne.
"Sanieren oder Demolieren"  war in den Siebziger Jahren ein Thema, denn damals wurde nicht lange gefackelt und an Stelle von alter Bausubstanz mehr oder minder attraktive Neubauten hingestellt. Alles das trotz novelliertem Wohnungsverbesserungsgesetz, sogenannter "Althausmilliarde" , einem ausgerufenen "Sanierungsjahr" usw. In Schwung kam die Sache erst so richtig, als sich die Banken unter dem Motto "Neues Leben in alten Häusern" auf das Thema setzten und als man im Rahmen des Wiener Wohnungsverbesserungsgesetzes Kredite bekam, bei denen man weniger zurück zahlte, als man aufgenommen hatte. Wobei die Wohnungsmieter weniger an der Sanierung der Kellerdecke Interesse hatten, sondern oft in neue Badewannen und Fliesen investierten, was dem Gesetz den Beinamen "Installateurförderungsgesetz" einbrachte.
Mit dem stetigen Anstieg der Energiekosten kam allerdings das Thema "Sanieren und Profitieren" aufs Tapet, wobei es sich dabei um die thermische Sanierung von Wohngebäuden handelt. Eine Maßnahme, die so Politiker und  Wirtschaftskammer einerseits eine Menge von neuen Arbeitsplätzen bringe, andrerseits sich in den Börsen von Hausbesitzern und Mietern angenehm bemerkbar mache und zu guter Letzt auch noch der Umwelt immens nützt. Also eine "win-win-win"-Situation, wie es manche Verfechter zu nennen pflegen.
Deshalb meldeten sich auch eine Menge von "Gewinnern" als die Bundesregierung im Angesicht der weltweiten Wirtschaftskrise im April des Jahres ein 100 Millionen Paket zur thermischen Sanierung verabschiedete, wobei jeweils eine Hälfte für Gewerbe, die andere Hälfte für Private vorgesehen war. Die Aktion - in Form von 5000 Euro Sanierungsschecks - war selbstverständlich ein voller Erfolg, bei den Privaten frühzeitig "ausverkauft". Die Idee aus dem Umwelt - und Wirtschaftsministerium, etwas Geld noch von der anderen Seite umzuschlichten, stieß natürlich auf heftige Gegenwehr der Bauinnung und der damit verbundenen Gewerbe. "Es muss eine Aufstockung mit frischem Geld erfolgen, Gewerbe und Private dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden" fordert daher Hans Werner Frömmel, Bundesinnungsmeister des Baugewerbes.
Auf diesem Ohr geben sich jedoch Wirtschafts- und Finanzminister etwas taub, von zusätzlichem Geld hat man bisher nichts gehört
und es scheint, als ob es bei dieser Einmalaktion bleiben würde.
Was in der Zukunft zu Problemen führen könnte, denn in der jüngst erschienen Studie des Wohnexperten Wolfgang Amann wird festgestellt, dass es mit dem Finanzausgleich 2008-2013 zu einer stärkeren Fokussierung
auf die Sanierung und insbesondere die thermische Sanierung kommen wird. "Es
wird jedoch bezweifelt, ob es mit den bestehenden Instrumenten gelingen kann, den
dringend erforderlichen Masseneffekt bei der Sanierung insbesondere des privaten
Eigenheimbestandes auszulösen. Resüme und Appell des Studienautors: "Die Bereitschaft der Wohnungseigentümer für Sanierungsmaßnahmen ist grundsätzlich gegeben. Sie muss aber durch Anreize und Angebote entsprechend gelenkt
werden. "

Donnerstag, 27. August 2009

Autos im Dienst

Erschienen in

Die Dienstautos der Politiker waren Ende Juli wieder einmal ins Gerede gekommen, nachdem bekannt geworden war, dass der deutschen Gesundheitsministerin Ulla Schmid ihr feiner Dienstwagen, den sie samt Chauffeur nachkommen hatte lassen, im spanischen Alicante gestohlen worden war. Die Opposition reagierte mit Kopfschütteln, Grüne und Linke schossen aus allen Rohren und die Treffer zeigten auch dann noch Wirkung, als der teure Schlitten nach Tagen auf wundersame Weise wieder auftauchte.
Ein Vorfall, den der BZÖ Rechnungshofsprecher Gerald Grosz gleich zum Anlass nahm, danach zu forschen, wie es österreichische Politiker mit ihren Dienstwägen hielten, wobei er Verkehrsministerin Bures (samt Chauffeur) auf einem Skiurlaub am Arlberg ertappt haben will. Sein Versprechen: "Wir werden diesen liederlichen Umgang von Rot und Schwarz mit den Instrumenten des Staates schonungslos aufklären".
Heraus kam, dass bis auf Wissenschaftsminister Johannes Hahn und Staatssekretär Andreas Schieder die Regierungsmitglieder auf ihre Dienstautos im Urlaub verzichten. Hahn habe -so die Auskunft - während der Fahrt Akten bearbeitet, Schieder sei, entsprechend den Vorschriften und ohne Chauffeur unterwegs gewesen.
Und in den Vorschriften - sprich Bundesbezügegesetz - steht auch, dass dem Bundespräsidenten, den Ministern und Staatssekretären, den Präsidenten von Nationalrat und Bundesrat sowie dem Präsidenten des Rechnungshofes Dienstfahrzeuge zustehen - auch inklusive Fahrer. Für private Fahrten müssen allerdings monatlich 571 Euro berappt werden und es ist auch rechtens wenn ein Regierungsmitglied das Autos samt Chauffeur für den privaten Urlaub nutzt.
Aber selbst das ist dem Abgeordneten Grosz zuviel, er möchte mit diesem "ungerechtfertigten Privileg" Schluss machen.
Das Privileg eines Dienstautos findet sich allerdings immer noch in Unternehmen, Organisation und staatlichen oder halbstaatlichen Betrieben. Wobei der Ärger dann zumeist entsteht, wenn es nicht nur um die Nutzung, sondern um die Größe der Karosse geht. So antwortete einst der Vorsitzende des Angestelltenbetriebsrates der Voest, Fritz Sulzbacher (SPÖ), patzig auf die Frage, wozu er einen Luxusgeländewagen Audi Q7 als Dienstauto benötige: "Soll ich mit dem Fahrradl oder einem Goggomobil fahren?"
In diese Verlegenheit kommt auch nicht der Ex- Vorstand der Flughafen Wien AG, Christian Domany, der als Hauptverantwortlicher für das Skylink Debakel gehandelt wird und der seit Ende Februar zu vollen Bezügen spazieren geht. Er fährt immer noch seinen Mercedes-Benz der R-Klasse, (je nach Ausführung zwischen 58.000 und 90.000 Euro) und wird ihn nach Vertragsende auch auskaufen.
Sein Nachfolger, Ernest Gabmann, der derzeit mit einem gemieteten Audi A6 unterwegs ist, denkt daran, sich einen VW Phaeton anzuschaffen. Zur Beruhigung der Aktionäre und Steuerzahler allerdings einen "jungen Gebrauchtwagen."

Link: http://www.a3verlag.com/

Donnerstag, 18. Juni 2009

Alles ist möglich


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Haben Sie als einer von 106.000 bei der EU-Wahl Othmar Karas Ihre Vorzugsstimme gegeben?
Vielen Dank auch, ist aber eigentlich wurscht, denn gemacht wird, was der "Wahlsieger" Josef Pröll sagt. Und der hat schon festgelegt, dass der aus dem Hut gezauberte Spitzenkandidat, Ex-Innenminister und Umfärber Ernst Strasser zum Delegationsleiter gewählt wird und auch die anderen ÖVP-Abgeordneten schon darauf eingeschworen sind. Karas meinte dazu unter anderem, dass es ihm nicht um Posten gehe, sondern um "den Umgang mit Stimmen."
Und wie die Partein wiederum mit den Stimmen umgegangen sind oder umgehen werden, lässt für die Zukunft nichts Gutes ahnen und die "Politikerverdrossenheit" weiter ansteigen. Wobei es immer noch Stimmen gibt, die meinen, dass es sich bei der Desavouierung von Karas um einen genialen Trick der Wahlstrategen gehandelt habe, um zu den schwarzen Stimmen für Strasser noch jene von Karas-Sympathisanten einzustreifen. Was Meinungsforscher Peter Ulram insofern bestätigt, da Karas Wähler mobilisiert hatte, die sonst bei der SPÖ oder den Grünen gelandet wären.   Wie auch immer: Diese haben allerdings nur einmal in ihrem Leben die ÖVP gewählt.
Ein Gedanke, der vermutlich auch vielen SPÖ-Wählern durch den Kopf gehen wird, denn die Reaktion von Kanzler Werner Faymann auf das schlechteste Abschneiden bei einer bundesweiten Wahl seit 1945 hat nicht nur innerhalb der Partei zu massiver Kritik geführt. Wobei die Vorwürfe von der "Nicht-Linie" der SPÖ in Sachen EU über das Nicht-Erscheinen des Kanzlers am Wahlabend bis hin zu den gepfefferten Ansagen des steirischen Landeshauptmanns Franz Voves reichten. Effekt: Faymann weiß, alles richtig gemacht zu haben.
Da liegt er ausnahmsweise mit Heinz Christian Strache auf einer Linie, denn dieser konnte -trotz (oder gerade wegen ?) seines aggressiven Wahlkampfes - Stimmen dazu gewinnen, wenn auch die selbstgelegt Latte nicht erreicht wurde.  Aber ihm - und auch anderen - ging es ja nicht um Europa, sondern viele Parteiverantwortliche sahen diese Wahl als Testlauf für künftige Wahlen in Österreich: Immerhin wird noch heuer in Vorarlberg gewählt, im nächsten Jahr dann in Wien, Oberösterreich, der Steiermark und dem Burgenland.
Deren Spitzenkandidaten sollten allerdings versuchen, den Medienzar Hans Dichand auf ihre Seite zu bringen. Denn eines hat diese Europa-Wahl und der Platz drei der Ein-Mannpartei Hans Peter Martin auf jeden Fall bewiesen: Mit der Kronen Zeitung im Rücken ist in diesem Land fast alles möglich.



Donnerstag, 21. Mai 2009

Vom Schrott zur Info

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Urlaubszeiten, Weihnachtsferien, Fenstertage - wir brauchen heute dazu keinen Kalender mehr, denn derartige arbeitsfreie Tage lassen sich locker am Einlauf der E-Mails ablesen. Wie eine Fieberkurve bewegt sich die Zahl der ankommenden Nachrichten, an "heißen Tagen" gut an die 200 Meldungen, an den schwachen sackt es schon unter 50 Stück.
Da hat aber bereits der Spam-Filter sämtlichen Schrott separiert, denn die über den Globus verteilten Spam-Produzenten (in Form von Maschinen) kennen weder Nachtruhe noch Feiertage. Und wer nach einem vierzehntägigen Urlaub in sein "Postfach" schaut, weiß, dass er seinen ersten Arbeitstag mit dem Aufarbeiten der elektronische Post zu verbringen hat.
Kein Wunder, dass viele Journalisten über die Informationsflut, die über sie hereinbricht, klagen und laut einer deutschen Untersuchung hat schon jeder vierte Redakteur das Gefühl, das Nachrichtenaufkommen habe sich verdoppelt. Wobei, wie an dieser Stelle schon festgestellt wurde, diese wunderbare Erfindung Segen und Fluch sein kann. Denn die Vorteile der sekundenschnellen, weltweiten Übermittlung von Informationen jeglicher Art haben insbesondere in der Medienbranche zu einer Revolution und Verbilligung geführt, die man sich in den Sechziger Jahren nicht vorstellen konnte.
Aber der unkomplizierte, für jedermann verfügbare Vorgang, eine Meldung an jedermann zu versenden, hat zu Belastungen geführt, die "räuberisch" mit der Zeit der Empfänger umgehen. Das beginnt damit, dass manche Aussender ihre Mitteilung so weit und breit wie möglich streuen, ungeachtet der Branche - unter dem Motto "Irgendeiner wird's schon drucken." Indiz ist meistens dafür die Adressenleiste mit den nicht "verborgenen Empfängern", die gut 200 E-Mailadressen beinhaltet und den ganzen Bildschirm ausfüllt.
Aber auch jene Meldungen, die "durchkommen" und im Ordner "Aktuelles Heft" landen, entsprechen nicht immer den landläufigen Kriterien des journalistischen Schreibens.
Nadja Merl-Stephan, die Inhaberin der deutschen PR-Agentur redshoedogs, deren tägliches Brot darin besteht, Leuten das Texten von Pressemeldungen nahe zu bringen, hat die häufigsten Fehler in Aussendungen aufgelistet. Darunter finden sich: Kein Nachrichtenwert, Text zu "werberisch", kein Bezug zur Leserschaft, zu kompliziert geschrieben und zu lange Sätze, ungenaue Headline oder irrelevante Thematik.
Fazit der Fachfrau: "Es dauert nicht mal eine Sekunde, den Lösch-Knopf zu drücken."
Ich drücke jedenfalls jetzt auf den Knopf zum Speichern und riskiere dann einen Blick in die Mailbox.






Die Qualen der Wahl

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Der Geschäftsführer des Fachverbandes Stein- und Keramik, Carl Hennrich, war am 14. Mai Vormittag ganz schön sauer: "Wenn man Politiker nicht mit der Sänfte bringt, kommen sie scheinbar nicht", war der Kommentar des sich ansonsten vornehm zurückhaltenden Wirtschaftskammer-Mannes.
Grund für den Unmut von Hennrich war die Abwesenheit zweier Herren, die er im Namen von Lafarge Perlmooser, Wopfinger, Forum Rohstoffe, Wirtschaftskammer und Organisatoren des European Mineral Day an diesem Tag zu einem "Europagespräch" in das Zementwerk nach Mannersdorf eingeladen hatte. Thema: "Mineralische Rohstoffe - kann der Industriestandort Österreich darauf verzichten?" An der Frage waren lokale Politiker, Geschäftspartner und Journalisten interessiert, wer jedoch fehlte, waren die beiden Hauptfiguren des Gesprächs, die EU-Abgeordneten Johannes Swoboda und Othmar Karas. Karas hatte schon vorher abgesagt, Swoboda gar nicht.
Symptomatisch für die Ignoranz mancher Politiker oder nur eine Verkettung widriger Umstände?
Angesichts des Eifers vieler kleiner Mitarbeiter und Funktionäre, die sich bemühen den Österreichern die Wichtigkeit der Wahlen zum Europäischen Parlament am 7. Juni transparent zu machen, jedenfalls recht fahrlässig. Denn in Wirklichkeit hält sich das Interesse an diesen Wahlen wahrhaft in Grenzen, Experten fürchten schon, dass die Wahlbeteiligung des Jahres 2004 von 42,4 Prozent diesmal nicht erreicht werden kann und man sich schon mit über 30 Prozent begnügen müsse. Tatsächlich waren auch die Informationen darüber, warum wir jetzt 17 von 785 Mitgliedern des europäischen Parlaments wählen sollten, von offizieller Seite äußerst spärlich. Wenn wir nicht die Kronen-Zeitung hätten, die ihre Leser seit Wochen darauf hinweist, welche Unzahl an Übel aus Brüssel auf die Österreicher herein bricht und dem selbsternannten EU-Robin Hood Hans Peter Martin jede Menge Raum gibt, für seine Kandidatur und sein Buch Reklame zu machen. Oder die FPÖ, die für den "Tag der Abrechnung" wahre Plakatständer-Alleen in Wien installiert hat, wo die Autofahrer eindringlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass nur ein "Abendland in Christenhand" garantiert sei, wenn Kandidat Mölzer im EU-Parlament sitzt.
Und wenn sich nicht der Ex-Innenminister Ernst Strasser mit dem altgedienten EU-Parlamentarier Othma Karas um den Sessel in Strassburg matchen würde, wäre die Wahl bisher sicher in einem Einspalter abgehandelt worden. Oder haben Sie schon einmal von Herbert Bösch, Reinhard Rack oder Paul Rübig (bisher EU-Abgeordnete) gehört?
Egal - ich gehe am 7. Juni jedenfalls hin und wähle jemanden, denn ich kenne.

Donnerstag, 23. April 2009

Expansion statt Stagnation

Erschienen in


"Willst du in Schönheit sterben, dann strahle den Geist der Redakteure aus; willst du Geld verdienen, dann strahle den Geist der Leser aus." So, oder ähnlich habe ich einen Merksatz aus dem Primitivkatalog des Zeitungsmachens im Gedächtnis - und die Kronen-Zeitung ist wohl der überzeugendste Beweis für den zweiten Teil dieser Promisse. Im  50. Jahr seines Bestehens ist das Kleinformat nach jüngster Media-Analyse wieder an der Spitze der österreichischen Tageszeitungen, mit einer Reichweite von über 41,9 Prozent lesen knapp drei Millionen Österreicher täglich die Krone. Die damit - gemessen zur Bevölkerungszahl - als größte Tageszeitung der Welt angesehen werden könnte. Und immerhin greifen knapp 73 Prozent der Österreicher - trotz Internet - immer noch nach einer Tageszeitung.
Wobei sich das Alpenland im Vergleich zu seinen Nachbarn Deutschland, Schweiz und Luxemburg als "King der Reichweiten" bezeichnen darf, denn in Deutschland schaffen die Tageszeitungen 72,4, die Schweiz 68,9 und Luxemburg 63,2 Prozent.
Was nichts anderes bedeutet, dass der Einbruch des Internets in das Informationsverhalten der Menschen, nicht so groß sein kann, wie uns immer wieder so genannte Medienexperten weis machen wollen. Mehr als die Net-Contents zu schaffen macht den Zeitungen zweifellos die globale Finanzkrise, die zu einem Wegbrechen hoher Anteile des Werbeaufkommens geführt hat. Spitzenreiter sind hier wiederum die USA, wo aus der Medienbranche fast täglich Schreckensmeldungen kommen. Zeitungen, die es schon zu Zeiten der Postkutschen gegeben hat, wahre Ikonen des amerikanischen Journalismus wie "New York Times", "Boston Globe" oder "San Francisco Chronicle" müssen einen rigiden Sparkurs fahren oder stehen schon am Rande der Insolvenz.
Österreich ist - wie Wien - natürlich anders, aus der Tageszeitungsbranche gibt es nur spärliche Meldungen zum Sparkurs. So streichen die "Vorarlberger Nachrichten" ein paar Redakteursstellen, "Österreich" -Macher Wolfgang Fellner dementiert Sparpläne und die "Presse" plant, die Redaktion an eine Zulieferfirma auszulagern.
Am Zeitschriftensektor wiederum wird antizyklisch gearbeitet, hier setzt man auf Expansion, statt auf Stagnation. Rührig jedenfalls das Duo Michael Grabner und Hans-Jörgen Manstein, die mit ihrer SpecialMedia.com jüngst drei neue Magazine auf den Markt brachten und nun das Special Interest Magazin "Gesünder leben" übernommen haben. Und natürlich unser Haus, das im Juni mit einer Startauflage von 20.000 Expemplaren das Monatsmagazin a3B:tec- Building Technologies & Solutions heraus bringt.
Alles nach der Devise: "Gesund wachsen statt tot sparen."

Donnerstag, 19. Februar 2009

Kuschelkurs und Schrumpfkurs

Erschienen in


„Soll ich mit dem Fahrrad oder einem Goggomobil fahren?“ war jüngst die empörte Reaktion des Voest-Angestelltenbetriebsrates Fritz Sulzbacher, auf das Ansinnen eines OÖN-Journalisten, der es gewagt hatte, den Personalvertreter und SPÖ Landesrat nach dem Nutzen seines neuen Dienstwagens, eines rund 70.000 Euro teuren Geländewagen Audi Q7, zu fragen. Die Szene ereignete sich zu einem Zeitpunkt, wo schon klar war, dass der Voestalpine-Konzern gut zehn Prozent seiner 42.000 Beschäftigten auf Monate hinaus auf Kurzarbeit schicken und an die 4000 Leiharbeiter auf die Straße setzen wird müssen.
Die Instinktlosigkeit des Belegschaftsvertreters fügt sich hier nahtlos ein in die Arroganz der US-Automobilproduzenten , die zu ihrem Kniefall um Geld partout in ihren Firmenjets angeflogen kamen oder an die Frechheit der Bankmanager, die nach ihren Milliardenflops cool noch dafür Prämien kassierten. Wie sagte jüngst der Boss der Deutschen Bank, Jürgen Ackermann, nachdem er seinem Institut zu einem Rekordverlust von 3,9 Milliarden Euro verholfen hatte: „Da sehen Sie, wie spannend Banking sein kann.“
Spannend wird es auch noch 2009 für die österreichische Wirtschaft, denn ein Abkoppeln im globalen Markt gibt es nicht mehr, alle Länder sind mehr oder weniger von der Krise betroffen. Allerdings fällt auf, das im Gegensatz zu den vorhergehenden Regierungen, die für nichts Geld auslassen wollten, das Füllhorn des Staates nun augenscheinlich unendlich voll ist. Bankenpakete, Konjunkturankurbelungspakete, vorgezogene Infrastrukturinvestitionen – der Kuschelkurs der Koalition nimmt keine Rücksicht auf den Schrumpfkurs der Wirtschaft.
Der sich schon deutlich in den Arbeitslosenzahlen niederschlägt: Im Jänner gab es 301.000 Arbeitslose, 12,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu kommen 53.500 in Schulung befindliche Menschen, die aus Statistikgründen nicht zu den Arbeitslosen gezählt werden und per Stichtag im Jänner noch 22.400 Kurzarbeiter. Wobei Sozialminister Rudolf Hundstorfer mit einem Ansteigen auf 40.000 rechnet , es ihm aber „auch recht sein kann, wenn es 50.000 werden.“
Denn, so die herkömmliche Rechnung, drei Kurzarbeiter kosten soviel wie ein Arbeitsloser. Und für diese soll es – so von der Gewerkschaft jüngst gefordert – in Zukunft auch ein erhöhtes Arbeitslosengeld geben. Eines haben uns jedoch bisher weder Gewerkschafter noch Politiker aus gutem Grund verraten: Wer all diese Rettungsaktionen, Ankurbelungspakete und Arbeitsbeschaffungsprogramme in der nächsten Zukunft bezahlen wird. Heißer Tipp: Sie und ich.

Montag, 16. Februar 2009

Krise und Journalismus




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Stell Dir vor es ist Krise und keiner will darüber lesen!
Immer wieder treffe ich Leute, die meinen, die so genannte globale Finanzkrise sei eigentlich gar nicht so global und die Krise wenig krisenhaft. Das alles sei nur von den krankhaft schwarzmalenden Journalisten hochgespielt und von den skandalwütigen Medien herbeigeschrieben. Appell: "Schreiben Sie doch über die Wirtschaft mal was Positives"
Gute Idee, aber was?
Wir Journalisten haben ja gemeinhin mehr Informationsquellen als der gemeine Angestellte, der in der U-Bahn sein "Heute" liest, sich untertags seinem Job widmet und am Abend die ZiB guckt.
Im a3 Wirtschaftsverlag haben wir sämtliche Tageszeitungen und eine Menge Publikumsmagazine aufliegen. Jede Fachredaktion bezieht die entsprechenden Fachblätter, dazu kommen die mit der Post eintrudelnden Presseaussenden und am Server finden sich im Schnitt 200 Mails pro Tag. Internet an jedem Arbeitsplatz ist logisch, aber dazu leisten wir uns noch einen APA-Anschluss, der uns in jeder Minute des Tages über die Vorgänge in der Welt auf dem Laufenden hält.
Und über dieses internationale Netzwerk trudeln pro Tag etwa 250 Meldungen ein und im letzten Monat waren schätzungsweise in jeder zehnten von Arbeitslosigkeit, Sparprogramm, Insolvenz, Milliardenhilfe, Personalabbau, Rettungsschirm und "brauchen noch mehr Geld" die Rede. Natürlich sind die Urheber dieser Meldungen auch Journalisten, die allerdings keinem Revolverjournalismus frönen, sondern deren Agenturarbeit zu allerhöchster Sorgfalt und Quellenüberprüfung verpflichtet.
Das heißt, der Wahrheitsgehalt der Meldung ist zu 100 Prozent gegeben, deshalb werden sie weltweit in den Tageszeitungen übernommen, in die Artikel der Wochenmagazine eingewoben und selbst als "historische" Fakten in Monatszeitschriften verbraten.
So ging am 26. Jänner dieses Jahres die APA/dpa Meldung durch die internationalen Medien: "Der weltgrößte Baumaschinen-Hersteller Caterpillar streicht angesichts eines erwarteten Geschäftseinbruchs 20.000 Arbeitsplätze. Das ist in etwa jede fünfte Stelle."
Wenn keiner darüber geschrieben hätte, wäre es dann nicht passiert?