"Sanieren und Renovieren" ist seit Jahrzehnten ein Thema für Politiker, Wirtschaft, Medien und selbstverständlich für die Bevölkerung, denn der Frage kann niemand ausweichen, der in einem betagten Gebäude wohnt, egal ob Einfamilienhaus oder Zinskaserne.
"Sanieren oder Demolieren" war in den Siebziger Jahren ein Thema, denn damals wurde nicht lange gefackelt und an Stelle von alter Bausubstanz mehr oder minder attraktive Neubauten hingestellt. Alles das trotz novelliertem Wohnungsverbesserungsgesetz, sogenannter "Althausmilliarde" , einem ausgerufenen "Sanierungsjahr" usw. In Schwung kam die Sache erst so richtig, als sich die Banken unter dem Motto "Neues Leben in alten Häusern" auf das Thema setzten und als man im Rahmen des Wiener Wohnungsverbesserungsgesetzes Kredite bekam, bei denen man weniger zurück zahlte, als man aufgenommen hatte. Wobei die Wohnungsmieter weniger an der Sanierung der Kellerdecke Interesse hatten, sondern oft in neue Badewannen und Fliesen investierten, was dem Gesetz den Beinamen "Installateurförderungsgesetz" einbrachte.
Mit dem stetigen Anstieg der Energiekosten kam allerdings das Thema "Sanieren und Profitieren" aufs Tapet, wobei es sich dabei um die thermische Sanierung von Wohngebäuden handelt. Eine Maßnahme, die so Politiker und Wirtschaftskammer einerseits eine Menge von neuen Arbeitsplätzen bringe, andrerseits sich in den Börsen von Hausbesitzern und Mietern angenehm bemerkbar mache und zu guter Letzt auch noch der Umwelt immens nützt. Also eine "win-win-win"-Situation, wie es manche Verfechter zu nennen pflegen.
Deshalb meldeten sich auch eine Menge von "Gewinnern" als die Bundesregierung im Angesicht der weltweiten Wirtschaftskrise im April des Jahres ein 100 Millionen Paket zur thermischen Sanierung verabschiedete, wobei jeweils eine Hälfte für Gewerbe, die andere Hälfte für Private vorgesehen war. Die Aktion - in Form von 5000 Euro Sanierungsschecks - war selbstverständlich ein voller Erfolg, bei den Privaten frühzeitig "ausverkauft". Die Idee aus dem Umwelt - und Wirtschaftsministerium, etwas Geld noch von der anderen Seite umzuschlichten, stieß natürlich auf heftige Gegenwehr der Bauinnung und der damit verbundenen Gewerbe. "Es muss eine Aufstockung mit frischem Geld erfolgen, Gewerbe und Private dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden" fordert daher Hans Werner Frömmel, Bundesinnungsmeister des Baugewerbes.
Auf diesem Ohr geben sich jedoch Wirtschafts- und Finanzminister etwas taub, von zusätzlichem Geld hat man bisher nichts gehört
und es scheint, als ob es bei dieser Einmalaktion bleiben würde.
Was in der Zukunft zu Problemen führen könnte, denn in der jüngst erschienen Studie des Wohnexperten Wolfgang Amann wird festgestellt, dass es mit dem Finanzausgleich 2008-2013 zu einer stärkeren Fokussierung
auf die Sanierung und insbesondere die thermische Sanierung kommen wird. "Es
wird jedoch bezweifelt, ob es mit den bestehenden Instrumenten gelingen kann, den
dringend erforderlichen Masseneffekt bei der Sanierung insbesondere des privaten
Eigenheimbestandes auszulösen. Resüme und Appell des Studienautors: "Die Bereitschaft der Wohnungseigentümer für Sanierungsmaßnahmen ist grundsätzlich gegeben. Sie muss aber durch Anreize und Angebote entsprechend gelenkt
werden. "